
Wir haben mittlerweile ein 70-minütiges Theaterstück zur Borderline-Persönlichkeit erarbeitet bzw. dazu, was die Borderline mit Persönlichkeiten macht. Mit dem eigenen Selbst, mit dem Partner, mit der Freundin, mit den Eltern, mit den Menschen in der Umgebung. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf dem Umgang mit Fremdheitserfahrungen. Wenn der eigene Körper, die eigene Seele mir und anderen fremd wird, hat das fundamentale Auswirkungen auf mein gesamtes Leben. Verstörend wird dann auch das Ringen darum wieder Fuß zu fassen. Denn wenn ich mich im Umgang mit mir selbst und Anderen nur noch im Niemandsland bewege, dann werde ich konfus und verkrampft. Dann verstricke ich mich immer mehr in meine unheilvollen Versuche, mich, andere und meine Welt zu ordnen.
Die Inspiration
Unsere kreative Arbeit unterfüttern wir mit Recherchen zu psychiatrischen Sichtweisen auf Borderline. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der anthropologischen Psychiatrie, die psychische Erkrankungen als spezifische Ausformungen allgemein menschlicher

Erfahrungen und Reaktionen auf diese begreift und hiermit einen wesentlichen Beitrag dazu leistet, die Stigmatisierung psychisch Kranker zu überwinden. Dieses Anliegen möchten wir mit unserer Arbeit ausdrücklich fördern. Wie für psychiatrisch Kranke das „Kains-Mal“, das Stigma, zu einem Schutz und nicht zu einem Urteil werden kann, möchten wir theologisch plausibel machen. Eine wichtige theoretische Quelle unserer Arbeit ist in diesem Projekt außerdem die Phänomenologie des Philosophen Bernhard Waldenfels. Er hat einen wichtigen Beitrag zur Wahrnehmung und Reflektion von Fremdheitserfahrungen geleistet. Die von ihm geforderten „kreativen Antworten“ auf Fremdheitserfahrungen wollen wir mit unserer Performance praktisch umsetzen und sichtbar machen. Eine dritte wichtige Quelle ist das geniale Werk Alice im Wunderland von Lewis Carroll, das nicht aufhört uns zu inspirieren. Denke niemals, dass du aufhören könntest über diesen Satz zu sinnieren:
„Denke niemals, dass du anderen anders erscheinen könntest, als du bist, wenn du nicht anders wärest oder hättest sein können, als sie dich gesehen hätten, wenn du anders gewesen wärest, als du anderen erscheinst.“ [Lewis Carroll]
Im Dezember 2018 haben wir bei der Ethiktagung der Evangelischen Akademie in Loccum Premiere mit unserem Stück gefeiert. Das Stück bildete den ästhetischen Kommentar zum Tagungsthema „Was ist eigentlich normal?“
Bei der Langen Nacht des Wissens im April 2018 in Rostock haben wir bereits eine kleine Performance aufgeführt. Ein Video findet sich hier.
Im Oktober 2018 haben wir beim Medizinstudierendenkongress in Rostock einen Workshop zum Thema Borderliner angeboten. Hier haben wir Inhalte zum Krankheitsbild mit Theaterszenen illustriert. Am Ende wurden die Teilnehmenden auch selbst kreativ.